Erörtern

Ich verstehe nicht, wie ich meine Erörterung aufbauen soll.

Erörtere die Frage „Sollen Schüler*innen an den Freitagsdemonstrationen von ‚Fridays for Future‘ teilnehmen dürfen?“ So oder so ähnlich lautet vielleicht der Arbeitsauftrag für deine Erörterung.

Diese Form der Erörterung heißt „freie Erörterung“ oder „Problemerörterung“. Erwartet wird von dir, dass du zu einer strittigen Frage nach Abwägen aller Argumente begründet Stellung beziehst.

Diskutanten

Dafür musst du zunächst einmal die Fragestellung klären und konkretisieren. In unserem Beispielfall wäre das: Wer sollte teilnehmen dürfen, einmalig oder jeden Freitag? Dann heißt es erstmal Pro- und Kontra-Argumente sammeln (siehe Starthilfe „Wie ist ein Argument eigentlich aufgebaut?“) und Belege für deine Begründungen zusammenstellen (Statistiken, Aussagen von bekannten Persönlichkeiten, eigene Erfahrungsbeispiele etc.). Erst jetzt kannst du dich an die Gliederung deiner Erörterung setzen.

Diese Form der „freien Erörterung“ nennt sich „dialektische Erörterung“ (zur Unterscheidung von der „linearen Erörterung“ siehe Textsorte „Erörterung“). Du kannst hier nach dem sogenannten „Sanduhrprinzip“ oder nach dem „Reißverschlussprinzip“ vorgehen.

Aufbau der Erörterung:
  1. Einleitung

    a. Verweis auf ein aktuelles Ereignis, was in Verbindung mit dem Thema steht, um den Leser neugierig zu machen: Wie jeder weiß, gehen derzeit tausende Schüler*innen deutschlandweit an Freitagen auf die Straße und demonstrieren für den Klimaschutz.

    b. Kontext des Themas erklären: Von ihren Schulen erhalten sie dafür keine Freistellung. Vielmehr erscheint die Teilnahme am Schülerstreik „Fridays for Future“ als Fehlzeit auf dem Zeugnis.

    c. Präzise Darstellung der Fragestellung in eigenen Worten: Angesichts der gewachsenen Bedeutsamkeit der Bewegung und der großen Teilnehmerzahlen stellt sich mittlerweile die Frage, ob diese ablehnende Haltung der Schulen und des Kultusministeriums nicht revidiert werden muss und eine Teilnahme an den Schülerstreiks freitagsvormittags für das laufende Schulhalbjahr gewährt werden sollte.

Hauptteil nach dem „Sanduhr-Prinzip“
  • Du beginnst mit dem stärksten Argument, das gegen deine Meinung spricht, damit der Leser es möglichst bis zum Ende deines Textes vergessen hat.

    Gegenargument 1: Begründung – Beweis/Beispiel: stärkstes Argument
    Gegenargument 2: Begründung – Beweis/Beispiel
    Gegenargument 3: Begründung – Beweis/Beispiel: schwächstes Argument

    Dann folgt eine Überleitung zu den Argumenten, die für deine Meinung sprechen.
    Alle diese Argumente der Schule und des Kultusministeriums können jedoch im Angesicht grundlegender Verfassungs- und Erziehungsprinzipien nicht aufrecht gehalten werden. Jetzt folgen deine Argumente, diesmal natürlich beginnend mit dem schwächsten Argument, damit dein stärkstes Argument am Ende deiner Erörterung steht und dem Leser gut im Gedächtnis bleibt.

    Argument 1: Begründung – Beweis/Beispiel: schwächstes Argument
    Argument 2: Begründung – Beweis/Beispiel
    Argument 3: Begründung – Beweis/Beispiel: stärkstes Argument
Hauptteil nach dem „Reißverschluss-Prinzip“
  • Diese Variante ist etwas komplizierter. Hierbei stellst du immer ein Pro- und ein Kontraargument gegeneinander. Auch hier beginnst du mit dem stärksten Gegenargument und versuchst es durch ein Argument, das deine Position stützt, zu entkräften. Dein stichhaltigstes Argument muss am Ende stehen. Wichtig ist die sprachliche Verknüpfung der Argumente. Dazu erhältst du Tipps bei den Formulierungsbausteinen.

    Der Aufbau sieht etwa so aus:
    Gegenargument 1: stärkstes Gegenargument
    Argument 1 (eigene Position)
    Gegenargument 2
    Argument 2
    Gegenargument 3
    Argument 3: stärkstes eigenes Argument
Schluss
  • Im Schlussteil solltest du nochmal abwägend begründen, warum deine Position die stärkere ist.